Churchlife

„So einen Mann hätte ich gerne, aber er ist leider zu alt für mich“

Ein ganz persönliches Interview mit unserem Pastorenehepaar Rüdiger und Stefanie Schöndorf – TEIL I.

Ich kenne Rüdiger und Stefanie Schöndorf mittlerweile seit 14 Jahren und habe die Geschichte ihres Kennenlernens, den Weg in die Ehe als Pastorenpaar und das späte Elternwerden live miterlebt. So kam in mir der Wunsch auf, dass sie diese Geschichten wieder einmal weitergeben an alle die, die sie noch nicht so lange kennen. Im ersten Teil des Interviews, der hier erscheint, geht es um sie beide als Paar – eine bewegende Geschichte, die wahrscheinlich die ein oder andere Perle für andere Paare bereit hält. Im Teil II des Interviews, der im Januar erscheint, wird es dann um die Geburt ihres Sohnes und ihre Erfahrungen als Eltern gehen. 

Danke, dass ihr beiden euch Zeit genommen habt heute Abend, dass ich euch ein paar Fragen stellen kann. Lasst uns gleich beginnen mit der ersten Frage: 

Wie habt ihr beide euch kennengelernt?

Steffi: 

Ich habe damals schon lange für einen Partner gebetet. Ich wusste immer, ich möchte gerne jemanden, der eine Führungskraft ist und besonders im Geistlichen vorangeht. Davon habe ich nur um mich herum nicht viel gesehen. Deshalb war ich zum Beispiel auf dem Kongress Christlicher Führungskräfte und habe mich da mal umgesehen. Denn das war, was ich suchte – ein Christ und eine Führungskraft in Wirtschaft oder Gemeinde. Ich war bei Campus für Christus aktiv, aber da war ich immer die Älteste. In der Gemeinde hingegen waren alle viel älter als ich. Da tauchte also nie jemand auf und die Hoffnung war eigentlich sehr gering.

Dann war plötzlich Rüdiger da und predigte da vorne so bildlich und voller Enthusiasmus, spielte E-Gitarre auf der Bühne und war so voller Leidenschaft. Da sagte ich zu meiner Freundin: „So einen Mann hätte ich gerne, aber er ist leider zu alt für mich.“ Das war also in dem Moment gar keine Option für mich.

Irgendwann haben wir uns näher kennengelernt und Rüdiger hat mich gefragt, ob ich beim Weihnachtsgottesdienst mit vielen kreativen Elementen tanzen würde. Ich hatte damals noch keinen Tanzdienst, sondern habe immer nur so im Hintergrund getanzt. Da hat er schon was bei mir entdeckt…

Dann haben wir uns mal auf einem Weihnachtsmarkt getroffen – er hat mich eingeladen. Da haben wir festgestellt, dass wir sowohl vom Geschmack (Möbel, Deko, Essen) als auch vom Geistlichen total auf einer Wellenlänge sind. Wir haben uns stundenlang bis abends unterhalten, wie man geistlich etwas bewegen kann. Und da hat es gefunkt.

Rüdiger:

Ich war damals beziehungsmüde und frustriert und hatte beschlossen, dass ich erst einmal nichts Näheres mit den weiblichen Personen zu tun haben möchte. Ich habe mich ganz auf den Dienst und die Aufgaben, die dieser Dienst mit sich brachte, konzentriert – als ich damals die Gemeinde übernehmen sollte in Würzburg. Ich war also überhaupt nicht auf der Suche nach Kontakten mit den Damen. 

In dieser Zeit gab es auf einmal Situationen, als im Lobpreis eine junge Frau anfing zu tanzen. Das hat mich schon sehr gecatcht. Das war die Steffi. Und sie tanzte ganz besonders dort im Lobpreis – nicht anzüglich, nicht um Aufmerksamkeit, nicht unangenehm, sondern das war einfach toll. Das hat meine Aufmerksamkeit auf sie gezogen. Wie sie schon gesagt hat, habe ich sie dann dazu eingeladen, dass sie einen Teil in dem kreativen Weihnachtsgottesdienst übernehmen und dort tanzen sollte. Das hat sie wunderbar gemacht. 

Steffi tanzt mit Flaggen und der Kindertanzgruppe mit Karin Bricher
Steffi tanzt mit Flaggen und der Kindertanzgruppe mit Karin Bricher

Dann haben wir uns verabredet, haben uns näher kennengelernt und miteinander gesprochen. Aber immer noch war ich sehr auf Distanz und noch gar nicht in der inneren Suchbewegung nach einer Partnerin. Also immer noch mit großer Vorsicht und Abstand. Irgendwann gab es einen Moment, wo ich dachte: „Also wenn das jetzt irgendwie mit meinen Vorstellungen übereinstimmt, dann müsste ich mich doch mal näher damit befassen.“ Das war bei diesem Weihnachtsmarkt, als wir noch hinterher zusammen Essen gegangen sind. So entstand doch langsam bei mir ein näheres Interesse. 

Ich war damals noch Lobpreisleiter beim monatlichen Lobpreisgottesdienst in der Gnadenkirche in Würzburg. Ich habe Steffi gefragt, ob sie mal dazu kommen möchte und sie machte mir keine großen Versprechungen. Ich wusste: Wenn sie kommt, dann hat sie Interesse! Der Lopbreisgottesdienst ging los und Steffi war nicht da. Nach einer Weile tauchte sie auf einmal auf und setzte sich in die Reihen. Da dachte ich: „Oh, jetzt kann ich mich fast nicht mehr auf den Lobpreis konzentrieren.“ Das war dann doch eine Überraschung.

Danach haben wir uns verabredet und viel geredet. Da merkten wir schon, da ist Sympathie und das müssen wir näher in Augenschein nehmen. Natürlich war uns beiden sofort klar: Sie ist noch sehr jung und ich bin viel älter. Wie soll das denn funktionieren? Man kann ja jemanden sympathisch finden und muss deshalb nicht daran denken, mit jemanden das Leben zu teilen. 

Was hat euch bewegt, trotz des Altersunterschieds weiter zu gehen? 

Rüdiger:

Bei dem Gedanken: „Das könnte dein Partner werden.“, haben wir angefangen, die Dinge genauer zu untersuchen – jeder für sich, aber auch zusammen. An einem schicksalhaften Abend trafen wir uns in einer Studentenkneipe und haben dort den ganzen Abend das Für und Wider einer Partnerschaft diskutiert. Ich weiß das noch – das war richtig gut: Da wurden die Fakten klar auf den Tisch gelegt, da war eine Sachlichkeit, keine romantische Verklärung oder Beleidigtsein. Das hat mir gut gefallen! Das konnte sie gut und das kann sie heute noch gut. An dem Abend waren wir die letzten, die das Restaurant verließen mit dem Ergebnis, dass wir versuchen wollen, eine Partnerschaft einzugehen.

round brown wooden table with french press on top with white ceramic teacup besideSteffi:

Ich hatte mir ja eine Führungskraft gewünscht, in der Wirtschaft oder im Geistlichen. Im Rüdiger hat sich beides vereint: Er war ja jahrelang eine Führungskraft in der Wirtschaft und jetzt Pastor einer Gemeinde. Das war dann das Nonplusultra für mich. 

Zum einen gab es dieses „Fakten-Gespräch“ in der Kneipe: „Was machen wir, wenn du früher stirbst, wie gehen wir mit dem Altersunterschied um?“ usw. Das andere war, dass wir beide ins Gebet gegangen sind und mit anderen geistlichen Leitern darüber gesprochen haben. Rüdiger mit dem Pastor und den Ältesten und ich mit geistlichen Leitern von Jugend mit einer Mission, mit denen ich zusammen auf einer Reise war.

Wie war das, einen Pastor zu daten? Er steht ja doch sehr in der Öffentlichkeit. War das schwierig?

Steffi: 

Wir wollten uns damals nicht öffentlich zusammen zeigen, bis klar war, wo die Reise hingeht. Das heißt, wir haben uns in der Gemeinde sehr zurückhaltend verhalten, sind uns sehr neutral begegnet. Ab und zu haben wir uns an neutralen Orten verabredet, um uns kennenzulernen. 

Es war so ein bisschen heimlich. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich nach einem Gottesdienst Rüdiger kurz im Café begegnet bin und es hat so geknistert und wir wussten beide, wir halten uns zurück. Das war nicht so einfach.

Wie war es für dich, Rüdiger, als Pastor eine Beziehung mit einer jungen Frau aus der Gemeinde zu beginnen? 

Rüdiger:

Wie gesagt war ich sehr konzentriert auf meinen Dienst, auf die Berufung und das, was Gott jetzt nach all den Jahren mit mir neu beginnt. 

Komischerweise waren viele ledige Damen der Gemeinde damals sehr interessiert, was mich betraf. So bekam ich immer wieder Anfragen, ob wir uns zum Kaffee treffen können etc. von einigen Ladys in der Gemeinde, die sich recht galant um mich bemühten. 

Als es dann mit Steffi ernster wurde, sind wir mit einer gewissen Vorsicht weiter gegangen. Ich würde nicht sagen heimlich, sondern vorsichtig. Man ist als Pastor unter Beobachtung und da mussten wir einfach Acht geben, dass die Leute nicht unnötig über uns reden. Wir wussten, das wäre einfach so – Klatsch und Tratsch gibt es auch in der Gemeinde – und so haben wir gemeinsam beschlossen, vorsichtig zu sein. Das ist uns auch recht gut gelungen. 

Als es dann klarer und ernster wurde mit uns, bin ich auf die Leiter und meinen Seelsorger zugegangen und habe gefragt, was sie davon halten. Bis dahin war alles noch so, dass wir es hätten beenden können, wenn sie etwas gesehen hätten, was total dagegen spricht. Das wäre mir zwar schwergefallen, aber es wäre nicht emotional katastrophal geworden. Aber alle zeigten grünes Licht. Das war ein ganz wichtiger Punkt für mich, besonders wegen des Altersunterschieds. 

Es war also keine Romanze, die irgendwann vielleicht in die Ehe mündet, sondern es ging von Anfang an um wirklich verantwortliche Momente. Ich konnte mir in meiner Position keine Spielereien erlauben. 

Steffi:

Wir wussten beide, wenn wir als Paar öffentlich werden, da muss eigentlich schon klar sein, wo es hingeht. Dann kam unsere Verlobung auch recht zügig. Nach sieben Wochen Dating mit intensiven Gesprächen, Gebet und Befürwortung unserer Leiter haben wir uns schon verlobt.

Habt ihr als erfahrenes Ehepaar einen Rat, den ihr gerne jungen Verliebten gebt?

Rüdiger:

Wir haben mittlerweile schon einige Jahre Erfahrung im Begleiten und Beraten von jungen Beziehungen. Diese Beratung gründet sich sehr stark darauf, den Personen zu helfen, eine Orientierung innerhalb einer Beziehungsanbahnung zu bekommen. Oft ist man geflutet von Emotionen, angezogen sein vom anderen oder auch von Verletzungen der Vergangenheit. Manche Beziehungen entstehen als Trost- oder Zweckbeziehung – man findet im anderen den Trost und das Verständnis für den Schmerz, den man selbst hat und all diese Dinge.

Deshalb glaube ich, es ist ein ganz wertvoller Aspekt, wenn man jemanden finden kann, dem man voll und ganz vertraut, der Erfahrung hat in diesen Bereichen, der ein gewisses geistliches Potenzial trägt, der eine prophetische Sicht hat und somit ein sehr guter Berater sein kann, um herauszufinden: Ist das ein Partner fürs Leben oder eher nicht?

Heute sind Steffi und ich davon überzeugt, dass jede Beziehungsanbahnung im Grunde genommen eine Begleitung braucht, einen wohlwollenden Rat, um mit den ganzen Bedürfnissen, Engpässen, Gefühle, Beherrschtheit oder Unbeherrschtheit umzugehen. So kann man das Ganze sehr wohlwollend unterstützen. Aber natürlich auch aufzeigen, wo die Gefahren liegen, z. B. beim Ausleben oder Unterdrücken des Sexdrive. Da haben wir nun schon eine Menge Erfahrungen gemacht und konnten schon vielen Paaren sehr behutsam helfen, einen guten Weg zu gehen und gute Entscheidungen zu treffen. 

man and woman dancing at center of trees

Steffi:

Ich hätte ganz konkret noch den Rat: Auf was schaue ich, wenn ich einen Partner suche? Schaue ich nur: Was macht uns beiden Spaß, wie gefällt mir das Äußere? Das ist sicher ein Kriterium – gefällt man sich und mag man die gleichen Dinge. Aber was ich festgestellt habe, ist, dass eine gemeinsame Zielrichtung im Leben total wichtig ist. Wo will ich hin? Wo will der andere hin? Diese Leidenschaft und Kompromisslosigkeit im Glauben gemeinsam zu haben ist enorm wichtig. Können wir uns beide in dieser einen Gemeinde sehen? Ist das unser Platz? Was für einen Auftrag, was für eine Vision haben wir vielleicht schon von Gott bekommen? 

Es ist wichtig, dass man sich darüber austauscht: Wo will ich hin? Wie ist meine Berufung? Und passt das zusammen?

Habt ihr sowas wie ein gemeinsames Lebensmotto und eine gemeinsame Vision?

Rüdiger:

Das gemeinsame Lebensmotto ist: „Sie schauten Gott und aßen und tranken.“ Das haben wir in unsere Eheringe eingraviert. Das ist ein Vers aus 2. Mose, als Mose mit den Ältesten auf einen Berg ging, um die Gebote neu zu empfangen. 

Und das sind wir. „Sie schauten Gott“ – darunter verstehen wir diese starke Suchbewegung nach Gott, nach seinem Wesen, seinem Auftrag, seinem Willen und nach seinem Wirken. 

Dieses Essen und Trinken ist die Genussebene – das Lebensfrohe, was wir beide auch tragen in unserem Geschmack, dem Lebensstil, im Miteinander, der Kleidung, dem Essen, einem schönen Wein – worauf wir wert legen. Das muss nicht von Gott wegführen, wenn man IHN im Zentrum hat. Sondern man entdeckt dann vielmehr, dass Gott Freude an Schönheit hat. Also haben wir auch Freude an Schönheit.

Man kann da tatsächlich so viel in Gott finden. Wenn man sich ihm zuwendet, ihn erforscht, dann findet man keine Prüderie, keine Geschmacklosigkeit, kein Grau, keinen übertriebenen Verzicht, sondern im Gegenteil: Man findet Genussfähigkeit, Schönheit und Fülle.

unsplash – Stefan-johnson

Das bringt uns beide auch immer wieder zusammen. Zum Beispiel als wir unser Haus gebaut haben, da haben wir den Geschmack von uns beiden einfließen lassen, haben sehr harmonisiert, wussten, dass wir es beide mediterran gestalten wollen. 

Wir wussten beide, es ist nicht gegen Gott sondern es ist durch Gott.

Steffi:

Eine Sache, die mich von Anfang an Rüdiger fasziniert hat, war, dass er jemand ist, der etwas bewegen will – nämlich das, was Gott bewegt. Das war auch immer mein Wunsch und das hat uns zusammen gebracht.

Aus dem Bewegen, was Gott bewegt, ist eine Gemeinde-Bewegung entstanden und für mich ganz konkret Bewegung ausgedrückt durch Tanz.

Rüdiger:

Ja, wir wollen Menschen bewegen in das hinein, was Gott will. Wir wollen die Dinge, die im Himmel sind, die Gott für uns hat, hinein in die Menschen bewegen. So fand auch Steffi den Tanz als Ausdrucksweise, in der sie sich anbetend bewegt. Eine Bewegung mit Ziel und klarer Intension, um die Gegenwart Gottes freizusetzen.

Steffi: 

Das stimmt – man könnte sagen, wir wollen die Menschen bewegen, näher zu Gott zu kommen und Gott bewegen, dass er sich unter uns bewegt, dass der Himmel auf die Erde kommt.

Was macht ihr gerne gemeinsam, wenn ihr mal Zeit habt?

Oh, das haben wir vergessen, das passiert so selten… (beide Lachen)

Steffi:

Früher sind wir beide gerne zusammen geklettert. Dazu hat mich Rüdiger gebracht und ich habe das supercool gefunden. Die Felsen zu fassen und sich daran nach oben zu bewegen ist einfach wunderbar.

Wir fahren jetzt gerne gemeinsam Motorrad – die Kraft, die Freiheit, die Natur genießen und einander genießen.

Wir tanzen auch gerne mal zusammen. Mein geheimer Wunsch an Gott war immer, einen Partner zu haben, der gerne tanzt. Männer tanzen ja nicht immer so gerne, aber Rüdiger tut es. Und das fand ich immer richtig toll von Gott, dass er mir diesen Wunsch erfüllt hat.

Miteinander gut Essen, an schöne Orte verreisen – überhaupt: Schöne Orte besuchen, egal ob hier oder in der Ferne, das machen wir auch gerne.

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